Corona und die „neue Normalität geben dem Digital Classroom eine ganz neue Bedeutung. Wie sich das auf Sprachtrainings auswirkt, lesen Sie in diesem Interview mit unserer Cheftrainerin, Frau Mag. Bettina Fink.

Frau Mag. Bettina Fink, Chefttrainerin bei biz.talk
  • Wie laufen online Sprachschulungen ab?

Corona und die „neue Normalität“ geben dem Digital Classroom eine ganz neue Bedeutung. Was vorher oft als Ersatzlösung für vielreisende Kursteilnehmer herangezogen wurde, ist in den letzten Wochen Standard für alle geworden. Für den Sprachunterricht bringt das eine Vielzahl an Herausforderungen.

Für gut funktionierende Online Sprachkurse bedarf es zu allererst einmal einer stabilen Videoconferencing-Plattform, die intuitiv zu handhaben ist und es auch weniger computergeschulten Teilnehmern ermöglicht, ohne große Umstände am Training teilzunehmen. Die Technik soll nur als Basis dienen und nicht im Fokus stehen.

Die zweite große Herausforderung besteht in der der adäquaten Wissensvermittlung im digitalen Raum. Grundsätzlich bleiben die Kernkomponenten eines Sprachtrainings, sprich das Vermitteln der Grundkompetenzen des Lesens, Schreibens, Sprechens und Verstehens, natürlich bestehen. Entscheidend für den Erfolg des digitalen Klassenzimmers ist es aber nun, das Videokonferenztool nicht nur zum Herstellen des „Sichtkontakts“ mit den TeilnehmerInnen zu nutzen, sondern die neuen elektronischen Möglichkeiten gezielt für eine abwechslungsreiche Unterrichtsgestaltung heranzuziehen.

Viele Verlage stellen bereits seit längerem in ihren Lehrwerken Codes zu Verfügung, die Zugang zu einer elektronischen Version des Buchs gewähren. So lässt sich der Unterricht relativ reibungslos mit dem gewohnten Material fortsetzen. Zusätzlich dazu lassen sich mit Hilfe der gängigen Office-Anwendungen und ein wenig Kreativität gruppenspezifische Übungen erstellen, die über den Bildschirm geteilt werden können und es ermöglichen, selbst in dieser Situation mit individuell auf die TeilnehmerInnen zugeschnittenen Materialien zu arbeiten und sie den neuen Alltag vielleicht kurz vergessen zu lassen.

  • Was sind die Unterschiede zu Präsenztrainings?

Der wohl wesentlichste Unterschied zum Präsenztraining ist, dass man sich ausschließlich über den Bildschirm sieht und die Kommunikation so mehr oder weniger auf die verbale Ebene beschränkt bleibt, während wesentliche non-verbale Elemente oftmals verloren gehen. Am besten lässt sich das wohl am Beispiel von Rollenspielen veranschaulichen. Wenn in einem Training zwei Teilnehmer aufgefordert werden, eine bestimmte Situation nachzuspielen, so beobachtet der Rest der Gruppe dieses Rollenspiel und gibt im Anschluss daran Feedback. Im digitalen Klassenzimmer sieht man zumeist nur den aktuellen Sprecher auf dem Bildschirm, kann jedoch die non-verbale Interaktion zwischen zwei oder mehreren Gesprächspartnern nicht beobachten.

Als zweites Beispiel seien in diesem Zusammenhang auch Diskussionsrunden genannt. Über den Bildschirm ist nicht so leicht zu erkennen, wann Teilnehmer ihren Beitrag beendet haben und ein zweiter das Wort ergreifen kann. Dies erfordert wesentlich mehr Moderation von Seiten der Trainer, was wiederum zur Folge hat, dass spontane Diskussionen schwerer zustande kommen.

Der Unterricht kann also weniger leicht auf spontan auftretende Themen angepasst werden.

  • Wie wird es von TeilnehmerInnen aufgenommen?

Die TeilnehmerInnen nehmen die digitale Fortsetzung ihrer Sprachtrainings bis jetzt sehr gut auf, da sie ihnen in dieser schwierigen Zeit eine Konstante und eine Abwechslung aus der Isolation des Home Office bietet. Für die gegenwärtige Situation und all jene Umstände, die ein persönliches Treffen unmöglich machen, ist der Digital Classroom ein Segen.

  • Wie haben Sie Ihre Trainer darauf vorbereitet?

Glücklicherweise haben wir bereits im Herbst 2019 unser Projekt einer Moodle-basierten Trainingsplattform zum Material- und Übungsaustausch wie auch als Kommunikationsmedium zwischen Trainern und Teilnehmern außerhalb des eigentlichen Trainings umgesetzt. Unsere Trainer wurden parallel technisch, organisatorisch und didaktisch geschult, um ab Anfang 2020 mit dem Einsatz der Trainingsplattform zu starten. Diese Trainingsplattform leistet uns nun in Verbindung mit den Distance Trainings wertvolle Unterstützung.

Darüber hinaus haben wir gleich zu Beginn des „Lock down“ den Kenntnisstand unserer Trainer in Bezug auf gängige Conference Tools (Webex, MS Teams, Skype for Business, Zoom) aktiviert und aktualisiert. Es ging dabei nicht nur um die technisch einwandfreie Nutzung der zur Verfügung stehenden Tools, sondern auch um die Erkenntnis, wie Distance Trainings didaktisch so umgesetzt werden, dass die Teilnehmer ein Maximum mitnehmen und dass Trainings auch unter diesen Rahmenbedingungen spannend und motivierend sind. Da wir ja bereits in der Vergangenheit schon öfters Einzel-Trainings in dieser Weise organisieren konnten, war die Vorbereitung bei den meisten TrainerInnen rasch erledigt.